Vor gut 30 Jahren habe ich in einem nordwestitalienischen Alpental eine einfache Unterkunft gesucht, und bei der Alternative Edelweiss oder Big Ben bin ich zu dem Albergo mit dem exotischeren Namen gegangen. Dieser hatte mich neugierig gemacht, aber die Besitzerin wusste es auch nicht genau – die Tochter ihrer Vorgängerin war wohl mal in London gewesen. Â
Damals gehörte die Gastronomie noch nicht zu meinen Arbeitsgebieten, aber Namen haben mich schon immer interessiert, vor allem wenn sie für die Gegend ungewöhnlich waren. Seitdem habe ich auch Artikel über Restaurantnamen veröffentlicht (in den Bodensee-Heften, in der Seezunge u.a.), und bei Texten über (oder für) Restaurants fließt es immer wieder ein, oft bietet es sich an als schöner Einstieg in einen Text.
Das Restaurant Frauenhof (gehobene Schweizer Küche) in Altstätten, den ich in einem aktuellen Bodensee-Reiseführer empfehle, ist weder von Frauen noch nur für Frauen – der Name bezieht sich auf die adelige Dame Kunigunde, die ihn im 15. Jahrhundert gegründet hat. (Für weitere Details fragen Sie die Bedienung!) Der Frauenhof liegt nahe beim Bahnhof der Appenzeller Bahn, mit der man hinauf ins Appenzellerland fahren kann, wo die Frauen erst seit 1990 das Wahlrecht haben.
ErklärungsbedĂĽrftig ist auch das 1840 gegrĂĽndete Hotel Schiff in Hittisau mitten im Bregenzer Wald, weit entfernt von schiffbaren FlĂĽssen oder Seen. Dessen Name wurde von den Schiffen der Adria inspiriert, denn der GrĂĽnder des Gasthofs hatte in den Jahren davor seinen Militärdienst bei der k.u.k. Marine in Triest geleistet und dabei etwas von der weiten Welt gesehen. Die heute noch multikulturelle Stadt war bis 1918 der größte Hafen der „Donaumonarchie“ am Mittelmeer, die Schiffe haben den Bergler damals sicher beeindruckt.
Namen sind auch in der Gastronomie viel mehr als „Schall und Rauch“!