Meine Architektur-Geschichte
Auf die Frage, warum und seit wann ich mich für Architektur interessiere, erzähle ich meistens von familiären Prägungen, von einem Onkel, der Architekt in Düsseldorf war. Die längere Version ist etwas vielschichtiger.
In meiner Kindheit in den 60er Jahren (Kindergarten und 1. – 3. Klasse in MĂĽnchen) war LEGO noch ein Baukastensystem, mit dem Kinder aus wenigen Typen von Bausteinen fast unendlich viele verschiedene Häuser bauen konnten – heute verkauft die Firma nur noch Bausätze, mit denen sie nur das bauen können, was auf der Schachtel abgebildet ist, das ist vielleicht gerade so kreativ wie das Ausmalen von MalbĂĽchern. In dieser Zeit habe auch ich aus Mauersteinen und Dachsteinen, Fenstern und TĂĽren meine ersten Häuser gebaut. Mit einer größeren Menge wurden auch die Häuser größer und komplizierter, aus dem einfachen Häuschen mit Satteldach eine Villa mit winkelförmigem Grundriss und Walmdach – die Anregungen dazu kamen oft aus Schöner Wohnen. Der erwähnte Onkel, ein Bruder meines Vaters, brachte mir bei, zu den Häusern auf kariertem Papier Pläne zu zeichnen, von denen ist aber leider keiner erhalten.
Das Interesse ist geblieben, zeitweise auch als Berufswunsch fĂĽr später, zuerst angeregt durch den Hausbau meiner Eltern (Flachdach, Bauhaus-WeiĂź, UG dunkelrot verklinkert – Foto s.u.), in der Mittelstufe wurde es auch gefördert durch einen guten Kunstlehrer.
In Studienzeiten hatte ich einen WG-Mitbewohner, der damals seine erste Stelle als Architekt beim Architekturbüro Schaudt hatte und später selbst viele Auszeichnungen bekommen hat. Bei Fahrten zu den Wanderzielen hat er mich (und die anderen) auf vieles aufmerksam gemacht, was mir architektonisch sonst nicht aufgefallen wäre.
Für meine journalistischen Arbeiten hatte ich in den Jahren 1994 – 1996 einen Arbeitsplatz als Untermieter in dem Architekturbüro ArchiKon. Dadurch vergrößerte sich meine Kenntnis der Architekturlandschaft Bodensee deutlich, und ich lernte auch viele Architekten kennen. Ich kam so auch in eine Projektgruppe für einen Architekturführer Bodensee, in der namhafte Architekten aus den drei Ländern die Interessen der Branche vertreten sollten. Dabei konnte ich auch die Erfahrung machen, dass hinter manchen „apodiktischen“ Aussagen über die Architektur auch Eigeninteressen stehen können, wenn die zu behandelnde Epoche mit „seit 1980“ definiert werden sollte, weil vorher am Bodensee „nichts Nennenswertes gebaut“ worden sei!
In der Zeit habe ich dann angefangen, in meinen Reiseführern mehr über moderne Architektur zu schreiben als es andere taten, beispielsweise im Polyglott Bodensee (2001) mit einer ganzen Doppelseite „Kirchenburg und Hafenbahnhof“ (Foto s.u.), wobei sich erstere auf die (zu) wenig bekannte moderne Christkönigs-Kirche auf einem Hügel östlich von Rorschach bezieht.
Nach Vorarbeiten fĂĽr ein Architekturmagazin, das aber nicht ĂĽber ein Projekt hinauskam (Konkurrenz war schneller!), wurde mir im FrĂĽhjahr 2003 die Redaktion der Architekturrubrik „Seeraum“ im akzent ĂĽbertragen – aber das wäre eine andere Geschichte, die dann fast 20 Jahre später beendet wurde.Â
Über Architektur schreibe ich unregelmäßig auch in anderen Medien: im SÜDKURIER (z.B. 2007 eine zwölfteilige Serie über die Architektur der 30er bis 90er Jahre in Konstanz), im Magazin Entree u.a.
Weil das „Popularisieren“ von Architektur zu meinem täglichen Brot gehört, war ich auch bei der GrĂĽndung des Architekturforums Konstanz Kreuzlingen dabei. Und weil man in einem jungen Verein schnell ein „Ämtli“ bekommt, war ich dann auch die ersten zwei Jahre (2007 – 2009) im Vorstand, sozusagen als Vertreter der Nicht-Architekten, deren Anteil auch heute noch ausbaufähig ist.            Â
Wie ich vor kurzem durch einen Anruf in Düsseldorf herausgefunden habe, gibt es das Architekturbüro meines schon früh verstorbenen Onkels noch, es ist in jüngeren Händen, aber sein früherer Büropartner kommt mit seinen 96 Jahren immer noch gelegentlich an seinen Arbeitsplatz.
NB: Weil von meinen LEGO-Häusern auch keine Bilder erhalten sind, musste ich ein Symbolbild aus der dänischen Wikipedia entlehnen.