Korrektor / Redakteur & Lektor
Die Texte von anderen Schreibern in eine (besser) lesbare Form zu bringen, ist eine ebenso anspruchsvolle Arbeit wie das Schreiben der Texte selbst.
Korrigieren heißt mindestens: Fehler beheben und den Text an die gültige Norm anpassen. Einen Text bearbeiten heißt darüber hinaus oft: aus einem einfachen Text einen guten Text machen.
(siehe unten: „Rotstift + roter Faden“)
Die Redaktion einer Zeitschreift ist die Arbeit des Redakteurs, also vor allem die Entscheidung über Texte und deren Bearbeitung, oft auch im Gespräch mit dem Autor – eine Arbeit, die Erfahrung und Sprachgefühl erfordert, wobei ein sprachwissenschaftlicher Hintergrund nicht schaden kann.
Vom Lektorat spricht man meistens bei Buchverlagen, wenn das Manuskript eines Autors stilistisch und inhaltlich in eine veröffentlichungsreife Form gebracht werden soll. Der im Verlag angestellte Lektor wird heute oft als Produktmanager verstanden, die eigentliche Lektoratsarbeit wird von freien Mitarbeitern übernommen.
Der Faktencheck (Fact check) ist gefragt, wenn es nur darum geht, einen Text auf inhaltliche Korrektheit, Stimmigkeit und Plausibilität zu überprüfen. Dabei fallen mir natürlich auch gelegentlich stilistische Schwächen auf.
Eine Bearbeitung durch eine außenstehende Person ist bei jeder Textart nötig und sinnvoll – auch gute Autoren und Texter lassen ihre Texte Korrektur lesen.
Wie weit dabei in den Text eingegriffen wird, ist immer eine Frage, die vorab oder auch im Lauf der Arbeit geklärt wird.
Beispiele meiner Arbeiten in den Bereichen
Korrektur / Redaktion / Lektorat
Die folgenden Beispiele zeigen, dass korrigieren, redigieren und lektorieren zwar verschiedene Tätigkeiten sind, in der Praxis aber oft eines ins andere übergeht, die Grenzen dazwischen sind fließend:
Speisekarten-Korrektur: Eine Speisekarte sollte immer so gut gemacht sein wie das Essen. Gerade die vor dem Eingang hängende Karte ist ja eine Art „Visitenkarte“ des Hauses – hier entscheidet sich oft, ob die Gäste hinein- oder weitergehen.
Je höher das Niveau, desto weniger tolerieren aufmerksame Gäste die Fehler. Bei einem guten Restaurant sollte es nicht vorkommen, dass etwa die „Bouillabaisse“ mit nur einem S geschrieben wird (ergibt eine ganz andere Bedeutung!), wie es in den 90er Jahren sogar bei einem bekannten Sternerestaurant am Bodensee zu sehen war.
Durch einen positiven Eindruck der Karte, beispielsweise originelle Formulierungen, die über die gängigen Formeln hinausgehen, können Gäste angezogen werden, die sich zwischen zwei oder drei Restaurants am Platz entscheiden müssen.
Wenn ich den Auftrag bekomme, eine Speisekarte zu „korrigieren“, geht es fast immer schnell darĂĽber hinaus: Ich mache Vorschläge fĂĽr sachliche Ergänzungen und Zusatzinformationen, wodurch die Beschreibungen der Gerichte anschaulicher werden, der Bezug zur Region erkennbar wird, etc.
Magazin-Redaktion:Â Seit dem Jahr 2000 bin ich redaktioneller Mitarbeiter der Seezunge.
Von 2004 bis 2013 habe ich die jeweils ca. 140 Restaurant-Empfehlungen redaktionell bearbeitet und dafür auch die Vorgaben für die Autoren entwickelt: „Eine ‚Empfehlung’ ist weder eine Restaurant-Kritik noch eine PR-Lobhudelei!“ Wenn von 10 bis 15 Autoren einige ausgebildete Köche sind, die meisten sich genau an die Vorgaben halten und einige richtig gut schreiben können, ist der Idealfall, dass alle drei Voraussetzungen optimal erfüllt sind – die anderen Fälle machen dann mehr oder weniger viel Arbeit, aber am Ende hatten die Texte etwa das gleiche Niveau. In vielen Fällen habe ich auch inhaltlich nachgebessert, was von den Autoren meistens auch als eine Bereicherung anerkannt wurde.
Seit etwa 2005 bin ich auch für die Redaktion der aktuell 1000 Adressen (früher bis zu 1500) zuständig. Wenn Sie sich in diesem Adressenteil heute besser zurechtfinden als bei den ersten Ausgaben, liegt das an den konzeptionellen Änderungen, die wir nach und nach eingeführt haben: geographische Gliederung, Piktogramme, redaktionelle Bearbeitung etc. Aktuell geht es um die Reduzierung der „Besonderheiten“ auf tatsächliche Alleinstellungsmerkmale, wobei es den Gastronomen oft selbst nicht bewusst ist, was ihre sind.
Katalog-Redaktion: Der Auftrag eines Weinimporteurs, seinen Katalog Korrektur zu lesen, hat sich so weiterentwickelt, dass ich nicht nur die Texte stilistisch bearbeitet habe, sondern auch inhaltlich ergänzt, damit sich die Leser und Kunden besser vorstellen können, aus was für Gegenden die Weine kommen – die betreffenden Landschaften in Südfrankreich kenne ich seit einem längeren Aufenthalt in Studienzeiten, an dessen Ende ich dort bei einem bekannten Winzer auch die Weinlese mitgemacht habe!
Buch-Redaktion:
In den 90er Jahren Bearbeitung von ReisefĂĽhrern des Polyglott-Verlags (mit Humboldt) fĂĽr Neuauflagen: Bodensee, Heidelberg, NĂĽrnberg, Tessin, Tunesien, …
Daraus ergab sich dann 1995 das Angebot, den Polyglott Bodensee im Zuge des Relaunchs der Reihe neu zu schreiben, den ich dann bis 2008 selbst aktualisiert habe.
Seit 2013 bearbeite bzw. lektoriere ich BĂĽcher fĂĽr den Schweizer Midas Verlag, wobei der Blick von auĂźen ebenso wichtig ist wie die Kenntnis von Kultur und Sprache der Schweiz.
Vorgeschichte:
Lexikon-Redaktion: Die ersten Erfahrungen in der Lexikonredaktion eines Verlags konnte ich 1987 beim Verlag Herder in Freiburg sammeln, wo ich im Rahmen eines Praktikums unter anderem die Aufgabe hatte, ein Politik-Lexikon zu aktualisieren, mit neuen Einträgen, die auf der selben Seite durch Kürzungen auszugleichen waren – und das, als dort noch mit Karteikarten gearbeitet wurde.
Redaktion einer Zeitschrift: Meine ersten Redaktions-Erfahrungen waren in der Oberstufe in einer Schülerzeitung und dann in den Jahren 1977 bis 1981 in der Redaktion der „Neuen Seeblätter“, einer Monatszeitschrift für Konstanz und Umgebung, die damals mit Kugelkopf-Schreibmaschinen, Letraset-Buchstaben und viel Idealismus produziert wurde. In der Tradition der „Seeblätter“ der 1848er-Revolutionäre hatten wir einen aufklärerischen Anspruch, wie ihn heute nur noch wenige Zeitschriften haben.
…
Das Spektrum meiner Arbeiten im Bereich Korrektur u.a.:
Adressen(verzeichnisse)
Bewerbungen
BĂĽcher / Buchmanuskripte
Diplom- und Masterarbeiten
Flyer + Prospekte
Internet-/Website-Texte (auch Konzeption von Websites)
Kataloge
Landkarten und Stadtpläne
Pressetexte
Restaurantkritiken
Speisekarten
Werbebriefe/Mailings
Zeitungsartikel
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„Rotstift & roter Faden“
Korrektur und redaktionelle Bearbeitung
Die Arbeit mit und an den Texten anderer gilt als weniger kreativ als das Schreiben selbst, aber es ist eine Dienstleistung, die für Auftraggeber wie für die Leser nützlich und wertvoll ist: Die Korrektur oder redaktionelle Bearbeitung hat das Ziel, die Texte leichter lesbar und verständlicher zu machen – und oft auch schöner.
Die redaktionelle Bearbeitung von Texten kann mehrere, aufeinander aufbauende Stufen umfassen. Je nach Auftrag, Qualität des Textes und den eigenen Themenkompetenzen (bei Fachtexten) sind es die folgenden Arbeitsschritte:
1. reine Fehlerkorrektur:
Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik – nach gemäßigter neuer deutscher Rechtschreibung. (Für Schweizer Kunden erfolgen die Korrekturen natürlich nach Schweizer Norm!)
2. Korrektur und Bearbeitung mit geringen stilistischen Eingriffen:
Verbesserung von groben Stil- und Ausdrucksfehlern: Wiederholungen, Sprachebene zu salopp / zu gehoben, schiefe Bilder/MetaÂphern, zu abgegriffene Klischees, offensichtliche StilblĂĽten, …
3. stilistische Bearbeitung:
- zu lange Sätze aufteilen – und zu kurze zusammenfassen,
- Sätze ohne Verben (diese den Lesefluss störende journalistische Mode!) ergänzen
- den Stil an die LesebedĂĽrfnisse der Zielgruppe anpassen,
- durch syntaktische Anschlüsse und inhaltliche Rückbezüge einen „roten Faden“ in den Text bringen zur besseren Textkohärenz, besonders wenn ein Text offensichtlich zusammengestückelt ist
4. inhaltliche Bearbeitung:
- Fakten korrigieren, z.B. falsche oder unzureichende geographische oder historische Angaben,
- zusätzliche Erklärungen einfügen, wenn der Text nicht plausibel ist …
Der Umfang der Bearbeitung wird vorher vereinbart, danach richten sich auch die Honorarsätze.
N.B.: Der „Rotstift“ steht symbolisch dafür, dass alle Korrekturen und Bearbeitungen zunächst auf dem Papier gemacht werden, da nur so der Korrekturprozess nachvollziehbar dokumentiert werden kann. Der dabei benutzte Stift ist nur selten tatsächlich ein Rotstift.[/color-box]