Wenn ich ein Buch aus einem Verlag empfehle, mit dem ich beruflich nichts zu tun habe, muss es wirklich gut sein.
Vor kurzem war ich bei einer Buchvorstellung ist St. Gallen, bei dem es um besondere Wege ging, und wer die Stadt zwischen den beiden Höhenzügen kennt, weiß welche das sind: die Treppenwege, die geradeaus auf die Höhen führen. Wer jetzt meint, die Treppen gehören dort zwar zum Stadtbild, aber ein ganzes Buch wären sie auch nicht wert, wird positiv überrascht.
Das Buch zeigt zunächst, wie vielschichtig das Thema ist, wenn man die Treppen in ihrem Kontext sieht: Stadtgeschichte und Stadtplanung, Wirtschaftsgeschichte und Verkehrsmittel, Architektur und Freiräume, Bautechnik und Normen. Die Treppen in St. Gallen wie auch in ähnlich gelegenen Städten sind oft die kürzeste Verbindung zwischen Orten unten am Hang und auf der Höhe sind, wo die Straßenverbindung zehnmal so lange wäre. Wenn ein Buch über so auf den ersten Blick trockenes Thema nicht nur für Techniker und Stadtplaner interessant sein soll, wird es eben mit Farbfotos illustriert. Die über 200 Bilder von Klaus Stadler (dazu noch historische Pläne) zeigen die ganze Vielfalt der Formen und Nutzungen, die bei den Stadttreppen im Lauf des Jahres zu sehen sind.
Wer St. Gallen besucht, sollte zumindest vom Bahnhof auf den Rosenberg steigen und vom Stiftsbezirk über die Mühlentreppen zu den Drei Weihern. Das Buch macht Lust, mit mehr als nur diesen Treppen die Stadt zu entdecken.
Edgar Heilig: TreppenLandschaft St. Gallen, VGS Verlagsgenossenschaft St. Gallen, August 2019, 192 S., 34 Fr./Euro, www.vgs-sg.ch