In der Zeitung der Migros wurde vor kurzem ein Sprachwissenschaftler portraitiert, bei dem das Foto voll das Klischeebild bestätigt: der Sprachforscher, zwischen Millionen von Karteikarten, beschäftigt sich jahrelang mit einem einzigen Wort.
Solche Arbeiten sind wichtig, aber das ist nur die eine Seite – es ist mindestens ebenso wichtig, den Leuten selbst „aufs Maul zu schauen“, Feldforschung zu betreiben, zu hören wie sich die Leute in Zügen mehrsprachig unterhalten und von einer in die andere Sprache „switchen“. Für das Rätoromanische ist es natürlich eine großartige Grundlage, dass Anfang des 20. Jahrhunderts im ganzen Kanton jeweils tausende von Fragen an Informanten in allen Dörfern gestellt wurden.
Wie lebendig die Sprache noch ist, erfährt nur, wer mit offenen Augen und Ohren durch die Städte und Dörfer reist. Dafür sind die öffentlichen Verkehrsmittel (Bahnen und Busse) immer noch die besten Verkehrsmittel, weil man da mitten unter den Leuten ist – oder man macht es wie Roland Girtler, der Wiener „Kulturwissenschaftler auf dem Fahrrad“.
Ich sollte auch wieder mal so eine Sprach-Reise machen …