Über das Thema Brücken bin ich 2008 zum Radtouren-Programm „Der unbekannte Bodensee“ des Kultur-Rädle gekommen – und es ist immer noch eines meiner Lieblingsthemen, weil es so vielschichtig und interdisziplinär ist.
Wenn ich von der „Thur-Brücken-Tour“ erzähle, hört sich das etwa so an: Wenn du von Weinfelden aus – oder noch besser von Amlikon aus – an der Thur entlang flussaufwärts bis Bischofszell fährst, hast du zum Thema Brücken das volle Programm: Fußgänger-, Radfahrer-, Eisenbahn- und Straßenbrücken, Holz-, Stein-, Beton- und Stahlbrücken, Bogen-, Balken- und Hängebrücken – und das aus sechs Jahrhunderten.
Dazu kommt, dass die Brücken nicht nur Verkehrsbauten sind, die damit ein Teil der Wirtschafts- und Sozialgeschichte waren, sie haben auch jeweils ihre Ästhetik und Symbolik. Und im übertragenen Sinn ist unsere Kultur voll von Brücken, von der früheren Migros-Zeitung „Wir Brückenbauer“ bis zum Papst als „Pontifex Maximus“ und den sieben Brücken, über die man gehen muss.
Vielleicht interessieren mich Brücken auch deshalb, weil eine bekannte Brücke schon sehr früh in meinem Leben eine Rolle gespielt hat: Ich wurde im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen geboren, südlich des Mains, was in Süddeutschland wichtig ist. Für die Taufe in der Kirche St. Leonhard am Römerberg auf der anderen Seite des Mains musste ich über den Eisernen Steg getragen werden, der durch Bilder von Max Beckmann und Ernst Ludwig Kirchner aus den 20er Jahren in die Kunstgeschichte eingegangen ist.
Später habe ich dann versucht, Brücken zwischen Deutschland und Frankreich zu bauen, zwischen verschiedenen Wissenschaften, zwischen Realitäten und Utopien.
Mein wohl eindrücklichstes Erlebnis mit Brücken war, wie ich im September 2008 einer von Geburt an blinden Frau drei Brücken gezeigt habe – durch haptische und akustische Erfahrungen, z.B. indem sie Steine von den verschiedenen Brücken aus ins Wasser und auf die Kiesbänke fallen ließ.