Wenn ich aus rein touristischen Gründen in eine fremde Stadt komme, gehe ich immer auch mit meinem journalistischen Blick durch die Stadt – und mit meinem sozialwissenschaftlichen Hintergrund.
In Wien, wo wir gerade zehn Tage verbracht haben, hat es sich ergeben, dass wir in einem Kaffeehaus (dem berühmten Café Landtmann) den wohl besten Informanten für diese Herangehensweise getroffen haben:
Roland Girtler ist emeritierter Professor für Soziologie und Kulturwissenschaften und hat sich mit den Methoden der empirischen Feldforschung mit den verschiedensten Randgruppen beschäftigt, von den Kaffeehaus-Kellnern bis zu Wilderern und Zuhältern, aber auch mit den „feinen Leuten“ der Wiener Gesellschaft. Es waren zwei sehr lehrreiche und unterhaltsame Kaffeehaus-Gespräche sowie eine kleine Stadtführung durch die Altstadt.
Girtlers Bücher über diese Subkulturen sind überwiegend bei Böhlau und im Lit Verlag erschienen.
Entdeckt habe ich ihn vor etwa 25 Jahren durch das Buch „Über die Grenzen. Ein Kulturwissenschaftler auf dem Fahrrad“, das ich seitdem allen empfehle, die sich für mindestens eines (oder besser zwei) der drei Themen Österreich, Radfahren und Sozialwissenschaften interessieren.